“El
Retiro tiene las dimensiones exactas de la melancolia.” (Juan
Garcia Hortelano)
Madrid flaniert mit Kind und Kegel durch einen Sonntag aus
raschelndem Laub, bunte Vergänglichkeit zwischen spitzen schwarzen Schuhen. Auf
hübschen Gesichtern schimmern die Reste der Allerheiligenschminke, und im
jungen Flamencoblut vergnügen sich noch die dickflüssigen Getränke von gestern
Nacht. Der Kontrabass einer Dixielandcombo vibriert die standhaften Platanen, während
die leuchtende Münze eines kleinen Mädchens in den Hut klimpert, der auf dem
Spazierweg liegt,als hätte ihn ein tanzender Caballero dort fallen
gelassen.
Mit rudernden Liebespärchen im Innern klingen blaue
Schiffe über den See. Nackte Göttinnen strecken ihre glänzenden Brüste ins
leisgedrehte Licht. Eine zurückhaltende Sonne spiegelt die Fenster des Palacio
de Cristal in unsern Augen. Auf einer Bank liegt eine junge Frau mit einem
Blatt Papier in Händen, auf dem sie unsichtbare Gedichte entdeckt hat. Die
Kartenleserinnen mogeln und verschweigen
den möglichen Regen, der bereits in aufgetürmten Wolken auf ein Zeichen wartet.
Aber auch der versunkene Guitarrero tupft nur nachsommerliche Töne zwischen
seine Saiten.
Nachdem die trägen Tauben im Streit mit den quirligen
Sperlingen um ein paar Krümel Weißbrot unter einem Cafétisch ihre Niederlage
zugegeben haben, lassen sie sich, beleidigt und stolz, auf den Köpfen der
steinernen Löwen nieder - ohne Respekt vor der gesammelten Würde der Könige, während wir mit drei
fettigen Churros gemeinsame Sache machen und in der heißen Schokolade
versinken.
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