Country-Song
Für Nils Koppruch
Ich liebe die
sprechenden Zimmer und die hundertfach gebrauchten Tapeten. Ich lasse den
Geruch von Schlaf zurück und eine verkehrsreiche Straßenkreuzung, das Schild
einer Ortschaft und Bauernjungs, die den ersten Flüchtling ihres Lebens
erblickt haben. Ich lasse einen Automaten zurück und eine Münze, die darin
stecken bleibt. In einer wettergeschützten Ecke hocken Obdachlose wie Blätter,
die der Wind dorthin zusammengeweht hat.
Manchmal, da muss
gar nicht viel passiern, da genügen Zigaretten und Rotwein für ein Lied und
irgendein flimmerndes Bild. Und ein Lastwagen, der dich blendet, während du auf
einem Parkplatz stehst und dir vorstellst, dass hier die Reise beginnt.
Und die Dorfschönheiten
tragen Girlanden um den Hals, und Billyboy macht den Jägermeisterversuch. Ein
paar Kinostühle warten draußen mit nasskalten Polstern auf die Krähen, die den
Morgen um sich versammeln wie einen Nervenzusammenbruch. Die heiligen Klänge der Sonntagskirchenglocken
versinken in grauen Pfützen. Noch immer trägt der Pfarrer seine weiße Weste zur
Schau, die ihm nicht einmal die Kommunionmädchen mehr glauben.
Manchmal, da muss
gar nicht viel passiern, da genügen Zigaretten und Rotwein für ein Lied und
irgendein flimmerndes Bild. Und ein Lastwagen, der dich blendet, während du auf
einem Parkplatz stehst und dir vorstellst, dass hier die Reise beginnt.
Gott ist so schnell
wie ein Motorrad, diesen Satz hat ein Kind neben ein Bild gekritzelt. Als er
die Höchstgeschwindigkeit überschreitet, wird er von der Polizei angehalten. Da
macht er einen auf unsichtbar und lässt ihnen seinen Führerschein da, der sich
wundersam in eine fliegende Bibel verwandelt. Und die schöne junge Polizistin
hat nur einen gutgekleideten Mann gesehen, der ihr eine falsche Handynummer
zugesteckt hat, und sie hat beide Augen zugedrückt.
Manchmal, da muss gar nicht
viel passiern, da genügen Zigaretten und Rotwein für ein Lied und irgendein
flimmerndes Bild. Und ein Lastwagen, der dich blendet, während du auf einem
Parkplatz stehst und dir vorstellst, dass hier die Reise beginnt.
Ich blieb mir
treu in den Jahren
Ich blieb mir treu
in den Jahren des verdorbenen Fleisches und in den Jahren der zerstrittenen
Paare, ich ging auf meinem Holzweg aus Passion von Schuppen zu Schuppen, hielt
an vor den verschlossenen Türen und spähte dahinter, ohne dabei wirklichen
Menschen in die Augen zu schaun. Ich pflegte mein Universum aus
Gelegenheitsverrückten und stellte einen dummen August nach dem andern an die Spitze
des Trauerzugs. Immer wieder sprach das Auge der Liebe zu mir trotz Nieselregen
und abgerissenen Plakaten.
Ich blieb mir treu
in den Jahren der zerronnenen Unschuld und in den Jahren der einsamen Herzen,
ich genoss meinen Hausgang, den mir ein jeder freiwillig überließ. Die letzte
Fledermaus hat ihren Halloween-Auftritt verpasst. Armes Wesen! Willkommen auf
dem Zwischendeck. Hier riechts nach Öl und Feuer, aber dafür macht dir niemand
deinen Platz streitig. Der lodernde Sonnenuntergang endet im Innern einer
Essiggurke. Gläubige Verwandlung! Ich wilderte hinter Buchdeckeln, suchte nach
Anmut und traf Hannah, die sich diesen Namen gegeben hatte, um mir einen
schönen Klang ins Herz zu schmuggeln.
Ich
blieb mir treu in den Jahren der ungebändigten Fadogesänge und setzte ihren
zerbrochenen Versen ein Denkmal, deren unsichtbarer Glanz nun im Verborgenen
blüht. Als mir die Stimme wegblieb, wusste ich: ich hatte zu viel gesagt. So
verweile ich lieber beim Ablesen verschlüsselter Botschaften, die ich bis auf
Weiteres heimlich in der Dunkelkammer schreibe. Streck deine Beine in die Höhe,
irgendeiner wird sie schon ins rechte Licht rücken. Ich suche dein Gesicht in
meinem Hinterhof. Die nächsten Kilometer gehe ich, ohne Umwege zu machen, dem
Zenith des Hügels entgegen, während der Kühlschrank abtaut und die Buchstaben
von Wort zu Wort hüpfen. Fang den Hut, wenn du ihn kriegen kannst. Ich habe
meinen bereits wiederholt zum Einsammeln von Geldscheinen missbraucht.
„Voodoo
Firlefanz“:
Zu bestellen über den Brot und Kunst-Verlag
oder über: derpaulblau@web.de
Zu bestellen über den Brot und Kunst-Verlag
oder über: derpaulblau@web.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen