Die Stadt, in der ich kleiner war und jünger als heute,
ist zerfranst zu einer Postkartenansicht, die ich im Briefkasten finde. Sie
sonnt sich im besten Sechzigerjahrelicht, wird zur sentimentalen Idylle aus
Sommerhimmel mit geschickt platzierter Wolkenformation und idealem Standort von
Brücke und Burg. Jetzt, da dieser gedruckte Blick so vor mir liegt, von
Sonnenflecken verwöhnt, die sich durch die Zwischenräume des heruntergezogenen
Rollladens schleichen, geht wieder und wieder diese unsichtbare Tür auf zu
Menschen, Häusern und Zimmern, Umgebungen, Stimmungen, Menschen, immer wieder
Menschen. Als hätte mir ein unbekannter Jemand eine Kinoeintrittskarte in die
Hand gedrückt für einen Film mit den eigenen rotstichigen Bildern, von denen
nur die freundlicheren geblieben sind.
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