Indianerschilf, Sommerröhricht am See, Lanzen und Federn,
Schmuck der Wildnis, wo keiner von uns jemals hinkommt, sonst ist er ein toter
Mann. Für Sekunden nur hab ich mich heimlich hinter eine dieser Schutzhütten
geschlichen, um von dort aus durchs Geäst zu spähen und nachzusehen, ob sie
noch da sind mit ihrer Körperbemalung in ihrer nackten Schönheit, ob sie noch
leben dort in ihren Zelten, bei den schwelenden Feuern und den Totempfählen, ob
sie noch immer in Trance übers Wasser des Sees gehen und mit ihrem Vogelblick
ferne Adler anrufen, ob sie noch tanzen wie Funken, ob sie noch wissen, auf
welcher Seite des Ufers die Wahrheit zu finden ist, oder ob sie auch nur noch
Jeans tragen mit aufgenähten Tomahawks, gekauft wie all die andern. Und hören
wollte ich mit verborgenen Ohren, ob sie noch singen und ob sie noch trommeln.
Herausfinden wollte ich, ob noch was übrig ist vom Rauchgeruch und von den
heilenden Ritualen. Und ob ich beruhigt schlafen kann, da meine große Angst die
unüberwindbare Begradigung ist und die unendliche Abmeterung und die Regelung
allen Seins und die Versicherung und dazu die ständigen kleinen Betrügereien,
die unter sauberen Westen versteckt werden.
Könnte ich sie nur herbeiholen wie früher, die tapferen
Krieger, sie zu Hilfe holen wie der kleine Junge mit der Phantasie.
Manchmal frage ich mich sogar, ob nicht auch sie bereits
vorsortiert sind, und ob das Schilf die vorgeschriebene Höhe auch nicht
übersteigt. Und ob man vielleicht zum Schutz dieser aussterbenden Rasse irgendwo
unter den heißen Steinen eine Brandmeldeanlage eingebaut hat.
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