Powered By Blogger

Donnerstag, 16. September 2021

057 Berlin. Splitter.

Polaroids

Sie betrachtet ihre Polaroids,

während sie in dem kleinen Park in Berlin-Wedding im Gras sitzt,

diese tatsächlich nicht zu vervielfältigenden Augenblicke,

diese ausschließlichen und einzigartigen Abbilder

von welchem Leben auch immer.

Ich Voyeur,

der ich eine heimliche Photographie von ihr mache,

nur um mir hinterher eine Geschichte auszudenken...

 
Altstadt

Ich steige aus und erwarte Altstadt, so heißt zumindest diese Metrostation. Und was finde ich vor? Ein immerhin katzenkopf - gepflastertes Areal, auf dem in historischen Gebäuden die universellen langweiligen Bedürfnisse der Masse untergebracht sind: Dönerläden, Barbershops, Nagelstudios, Gemüsemärkte, ein C&A und Kaufhofgalerien, nicht zu vergessen Handyläden und zu meiner Erweckung das Bäckerei-Café einer Backwarenkette, in dem ich meinen Nachmittagskaffee und einen Allerweltskuchen zu Radiodudeldei  mit Gemütlichkeits-Klischee-Aufdrucken an den Wänden zu mir nehmen muss in Ermangelung von etwas Besserem, daneben mindestens eine Pizzeria zur Stillung des allgemeinen Schnell-Ess-Bedürfnisses. Aber dann hat es doch noch einen Lichtblick: die Volkshochschule, was für ein winziger Versuch...Ich verabscheue diese Art von Kultur, ich verabscheue diese durch solche Meilen hindurch Flanierenden mit ihren dick geschminkten Gesichtern, ihren glänzenden langen gefährlichen Fingernägeln, ihren weißen Marken-Sportschuhen und ihren an den Knien und sonstwo aufgerissenen Jeanshosen, immerhin sinds nur manchmal Jogginghosen, ihren Shisha-Düften und ihrer scheinbar ständigen Verbindung zum Rest der Welt über Kopfhörer und Sprechanlagen. Ich verabscheue sie. Ich bin rassistisch. Denn sie tun mir weh, ohne dass sie es wollen, sie tun mir weh wegen der Selbstverständlichkeit, mit der sie neben mir her hausen und mit der sie ihre Dummheit mit sich herumtragen, ohne sich dabei ihrer schämen zu können, da ihnen das Bewusstsein dafür fehlt. Es ist sogar das Gegenteil:aufgrund ihrer Mehrheit glauben die Dummen in völligem Selbstbewusstsein, nun das Maß der Dinge geworden zu sein. Manchmal vermute ich, dass es tatsächlich so ist. Und all dem kann ich nur noch das sofortige Ausspeien meiner soeben zu mir genommenen Nahrung etwas entgegen setzen.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und in Ermangelung von Teichen

Und in Ermangelung von Teichen

fehlt es hier an echten Libellen.

So muss die Gegend mit Basteleien auskommen,

gefertigt aus Draht, Stoff und Gaze.

 

Da ist jemand, der muss Wasser

in eine Wüste aus Stein, Beton

und immerhin Himmel tragen,

der muss einen Aufschrei in die Verstummung pflanzen,

in die Wortlosigkeit, in das Schweigen das Wort,

und das Bild hängen in die Leere einer Mauer.

 

Da ist immer wieder jemand,

der nicht anders kann

als eine kleine Welt nach der andern zu retten

indirekt,

auch wenn er sich dabei strafbar macht,

da er die Regeln der Ödnis missachtet.