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Montag, 23. September 2019

049 Aufgehende Tage in französischen Dörfern


Aufgehende Tage in französischen Dörfern. Die Finger der Sonne
berühren vergessene Wartehäuschen. Kleine Bars
öffnen ihre Türen für vorbeieilende Espressos. Eine fleißige Kellnerin
wischt den Gesternabend-Dunst von der Theke. Jemand liest
sich durch zerknitterte Zeitungen.
Baguette-Stangen ragen den Leuten wie zweite Arme
aus den Körpern. Schulkinder trödeln, vermeiden das Treppensteigen
und wecken Eidechsen auf. Kleine Lieferwagen
holpern über blühende Brücken. Unten im Bach Schlingpflanzen,
die im Wasser schaukeln wie Haare. In der Mairie
beginnt die Arbeit mit einem Milchkaffee und einem Chanson
auf den Lippen, das einem Kofferradio entsprungen ist. Dieses spitze Licht
auf den Dächern und die Schläfrigkeit in den Gehsteigen. 
Aufgehende Tage in französischen Dörfern, 
die ich betrachte durch die romantischen Augen meiner Vorstellung.
Ich treibe vorüber, ohne die Wahrheit aufzuspüren.
Die überlasse ich der Wirklichkeit,
mit der ich noch immer nichts zu tun haben will.
Überall tummeln sich Augenblicke.
Ich nehme sie mit, füge sie zusammen 
und schaue, was passiert.

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