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Dienstag, 21. Mai 2019

047 Die Altäre von Neapel


Unverdrossen lächeln die Heiligen von ihren Altären herunter - dort neben den Einschusslöchern, die von den Schlachten der Camorra herrühren.
Sie nahmen ihnen immer die Beichte ab, den feinen Herren, vor allem dann, wenn ein dezenter Geldschein unterm Büßeschlitz des Beichtstuhls hindurchgeschoben wurde. Manchmal besprach man dort auch den nächsten Plan, um der verfeindeten Familie auf offener Straße eine Niederlage zu bescheren. Nicht selten war im Gebetbuch ein Revolver versteckt.
Eddy Graziano kam, so sagt man, direkt aus der Kirche Santa Maria della Stella, bevor er seinen Widersacher erschoss. Das ist nicht zum Lachen. Und es hat genug von diesen armen kleinen Gaunern in der Sanita, die in dunklen Zimmern mit Mamma ohne Tageslicht und im schlechtesten Fernsehblau dahinleben müssen. Die nehmen gerne ein paar Kugeln in die Hand, um sich einmal einen Monatslohn zu machen. Und danach stiften sie der Muttergottes um die Ecke ein paar Blumen und zaubern ihr ein Leuchten in die Augen. Und wenn das nicht gelingt, dann helfen sie mit ein paar Kerzen nach und beteuern ihre Unschuld oder bitten wenigstens um Gnade. Sie sind noch immer erhört worden.

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