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Freitag, 23. November 2018

043 Kreidezeichnungen


















An einem Novembermorgen
in meinem Hinterhof
finde ich sie wieder,
die Kreidezeichnungen der Kinder.
Die in ihren Köpfen
eine flirrende Landschaft entdecken,
um sie am nächsten Tag
auf den unterkühlten, grauen Trottoir zu malen.

Noch ist die Welt
nicht ganz verloren.

Es gibt euch noch
mit euren auf den Kopf gestellten Wünschen,
mit euren verdrehten Ideen von Leben,
mit euren Farben an den Fingern.
Noch hat euch niemand zum Stillstand bekehrt.
Noch steht der Fliegenpilz.
Noch könnt ihr wohnen
in grandiosen selbstgezimmerten Holzhütten
dort unten am Fluss,
ohne Überschwemmungen befürchten zu müssen.
Noch seid ihr eingerollt in eure Kokons.
Noch seid ihr zu Hause in den Schneckenhäusern.
Noch seid ihr so klein, dass euch niemand
euren Platz im Wurzelwerk streitig machen kann.

Aber die meisten von euch werden fallen.
Ich weiß es. 
Nur wenige werden bleiben.
Die in irgendeiner Hosentasche ein zerknittertes Bild
bei sich tragen,
um sich immer wieder daran zu erinnern,
dass sie sich wandeln können,
ohne sich dabei aus den Augen zu verlieren.
Die werden bleiben.

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