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Mittwoch, 24. September 2025

072 Der See, die Bar und die Maler von Barbizon

Das verlangsamte Leben. Morgens am See spazieren gehen, zufälliges Einfangen von Eindrücken, Zweige im Wind photographieren, den Trauerweiden nachhängen, Tau aus dem Leben wischen, frieren, Tropfen betrachten.

Es ist nur ein Tag und ein paar Minuten, die daheim verstreichen würden, ohne dass ich sie bemerkt hätte. Hier dagegen nehme ich sie wahr. Ich bin nur mit mir und dem Rascheln der Zweige zusammen. Und mit dem, was ich hier hin schreibe.

Sich zwischen Stadtstreifzügen eine Pause gönnen, hier im Le Retro, einer Bar in Troyes. Danach wieder weiter schlendern und schauen. Ein Karussell begegnet mir überall, da ist immer was für den romantischen Hausgebrauch... Auch Spiegelungen, surrealistische Herbstversuche... Und ein Café gibt's hinter jeder Ecke.

Was will ich mehr? Die Augen nach draußen richten und sie mit den Ideen vermischen, die sich im Innern dazu finden. Das ist mein Spiel.

Sie waren Wilde, die Maler von Barbizon, sie malten alles voll: Wände, Tische, Schränke, sie waren eine Revolution. Sie verließen die Modelle und legten sich mit ihnen lieber ins Bett. Sie verließen die klassischen Motive und ließen sich mit den Wäldern ein und abends mit dem Wein. Und oben in den Stuben des Gasthofs Ganne schliefen sie, um mit den ersten Vögeln morgens, die Staffelei unterm Arm, das Weite zu suchen.

Heute wirken sie so furchtbar traditionell, und keiner weiß mehr etwas von ihrer Wildheit.

Und der Ort ist nobel und teuer geworden und beherbergt eine ganze Menge furchtbarer Galerien. Wie leichtfertig sich heute jemand Künstler nennt und mit denen kokettiert, die Geld haben und die sich noch was Kleines fürs Wohnzimmer kaufen wollen, - was dann ein wenig die Erinnerung an den Urlaub warmhält.