Manchen dieser alten
Leutchen von Paris ist eine Freundlichkeit ins Gesicht geschnitten, wie wenn
sie jemand auf einem Gemälde verewigt hätte, um ihnen zu schmeicheln. Dabei ist
das nicht erfunden. Da erreichen sie langsamen Schritts und über den Trottoir
stöckelnd das Café, haben der Wanduhr und den schnellen Getränken an der Theke,
auch dem Marktgeschrei da draußen den gekrümmten Rücken zugewandt und
verständigen sich mit langsamen, wenigen Sätzen kaum hörbar, wispernd und
krächzend. Sie haben ihren festen Platz am Tischchen in der linken Ecke des
„Reinitas“, und das tägliche Wort zu Wort mit dem Wirt ist ihnen garantiert.
Nur noch aus Gewohnheit kreuzen sie hinter dicken Brillengläsern die
Lottozahlen an, indem sie diese erst einmal unter die Lupe nehmen. Glaub nicht,
es hätte keine Täler und Schluchten in ihrem Leben gegeben. Nur sind sie nun an
diesem Ort angekommen, ohne sich vorher verloren zu haben. Und so hat sich
dieses Lächeln, diese nicht mehr veränderbare Form ihrer Lippen und dieses
Abendsonnenblinzeln lithographisch in ihr Antlitz eingraviert als das, was nach
allem bleibt. Ich sitze am Fenster zur Rue du Poteau und suche weiterhin das
Vorübergeh´n.Ich laufe all die
Bewegungen auf der Straße mit meinen Augen ab auf der ruhelosen Suche nach der
besonderen Schönheit. Ich irre durch vorüberflanierende Labyrinthe. Ich haste
mit meinem Netz nach der Vielzahl der einstürzenden Bilder. Nichts aber bekomme
ich eingefangen. Nur die eigene Erschöpfung.Erst als mein Blick
zufällig nach gegenüber zu den alten Leutchen schweift, halte ich inne. Als
würde mich jemand sanft an der Hand nehmen und diese nicht mehr loslassen, wo
ich doch schon wieder am Fortrennen bin. Als würde mir jemand einen Stuhl zum
Sitzen anbieten und mich auf einen Café creme einladen.